Fette Pflanzenöle sind nicht nur Trägerstoffe für ätherische Öle zwecks Verdünnung - sie sind kraftvolle Helfer für Gesundheit, Therapie und Pflege.
Ätherische Öle dürfen nur in wenigen Ausnahmefällen pur angewendet werden, man braucht also eine Trägersubstanz. Fette Pflanzenöle sind hier die geeigneten Partner. Ätherische Öle und fette Pflanzenöle unterstützen sich gegenseitig in der Wirkung - wer ätherische Öle anwenden will, der sollte sich daher auch mit den fetten Pflanzenölen auskennen, um die Wirkung zu optimieren.
Doch fette Pflanzenöle sollten nicht nur als Trägersubstanz gesehen werden, sie besitzen wertvolle Wirksubstanzen, die man gezielt einsetzen kann.
In manchen Fällen ist sogar empfohlen nur fette Pflanzenöle anzuwenden und die ätherischen Öle wegzulassen: zum Beispiel bei Säuglingen, alten empfindlichen Menschen, sehr empfindlicher Haut etc.
Im folgenden Beitrag erfährst du:
Was sind fette Pflanzenöle?
Warum sind diese für uns so wichtig?
über Wirkung und Anwendung fetter Pflanzenöle
Tipps für den Kauf und die Lagerung qualitativer Pflanzenöle
Was sind fette Pflanzenöle?
Fette Pflanzenöle unterscheiden sich von ätherischen Ölen sowohl in der Gewinnung, der Zusammensetzung und den Eigenschaften, als auch in den Anwendungen bzw. Kontraindikationen:
Schon seit Jahrtausenden sind Fette und Öle Teil unserer Ernährung - Nüsse und Samen sind die Urnahrung der Menschen. Und die Wissenschaft bestätigt die Notwendigkeit hierfür: naturreine fette Pflanzenöle aus Nüssen, Samen und Früchten sind wichtige Heil- und Hautpflegemittel.
Alle Pflanzenöle und -fette sind praktisch gleich aufgebaut; aus einem Glycerin und drei Fettsäuren und Fettbegleitstoffen. Je nach Umweltbedingungen bilden sie unterschiedliche Fettmuster und Fettbegleitstoffe aus.
Chemisch betrachtet sind Pflanzenöle- und fette nach dem gleichen Prinzip aufgebaut, jedoch unterscheiden sie sich von der Konsistenz: ist es bei Zimmertemperatur flüssig, dann handelt es sich dabei um ein Öl, ist es bei besagter Temperatur fest, wird es als Fett bezeichnet,
Es gibt gesättigte und ungesättigte Fettsäuren:
Gesättigte Fettsäuren
In der Chemie werden sie reaktionsträge genannt, das heißt diese Fettsäuren gehen nicht so schnell neue Verbindungen mit anderen Molekülen ein. Sie sind hautpflegend und schützend.
Beispiele: Kokosöl, Kakaobutter und Sheabutter
Ungesättigte Fettsäuren
Ungesättigte Fettsäuren sind lebensnotwendig/essentiell für unseren Körper, denn wir können diese nicht selber bilden, das heißt wir müssen sie von außen zuführen.
Diese Fettsäuren sind sehr stoffwechselaktiv. Sie sind "hungrig" danach sich mit anderen Stoffen zu verbinden. Wir kennen sie mittlerweile unter dem Namen Omega-Fettsäuren. Sie sind in der Lage unser Immunsystem aufrecht zu erhalten, uns vor Zellschädigung zu schützen und sind auch Futter für unser Gehirn.
Bei den ungesättigten Fettsäuren wird zwischen einfach, zweifach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren unterschieden. Die wichtigsten ungesättigten Fettsäuren sind die Ölsäure (einfach ungesättigt), die Linolsäure (zweifach ungesättigt) und die Linolensäure (dreifach ungesättigt).
Öle mit einem hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren ziehen gut und tief aber langsam in die Haut ein. Öle, die vorwiegend einfach ungesättigte Fettsäuren enthalten dienen vor allem als Massageöle und Hautpflegemittel für normale und trockene Haut.
Zweifach ungesättigte Fettsäuren. ziehen schnell in die Haut ein und sind bei normaler bis fettiger Haut gut zu
verwenden. Sie unterstützten die Haut in ihrer Barrierefunktion. Neurodermitische oder unreine Haut profitiert hier sehr davon.
Beispiele: Nachtkerzenöl, Himbeersamenöl, Schwarzkümmelöl
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren
Beispiele: Leinsamenöl und Hanfsamenöl (hoher Anteil an Alpha Linolsäure)
Nachtkerzen- und Borretschsamenöl (hoher Anteil an Gamma Linolsäure)
Beachte: Öle mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind nicht lange haltbar, sollten im Kühlschrank bewahrt werden und innerhalb weniger Wochen verbraucht werden!
Warum sind fette Pflanzenöle für uns wichtig?
Fette sind die Grundbausteine des menschlichen Organismus. Sowohl innerlich als auch äußerlich sind Pflanzenöle für Gesundheit und Regeneration von Bedeutung. Sie haben einen positiven Einfluss auf unsere Haut und unsere Gefäße, Sie wirken auf unser Immunsystem, Nervensystem und auf den Hormonhaushalt.
Unsere Haut ist unser größtes Organ mit zahlreichen wichtigen Funktionen. Trägt man pflanzliche Öle auf die Haut auf, dringen deren Substanzen sofort in die Haut ein und unterstützen deren Schutzfunktion und Abwehrkräfte. Sie gleichen Defizite aus, regenerieren, reparieren und halten die Haut jung und straff.
Besonders für unser Nervenkostüm sind fette Pflanzenöle wichtige Helfer. Das menschliche Gehirn besteht zu 60% aus Fett! Ohne Fette ist keine Reizweiterleitung möglich. Ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren kann zum Beispiel zu Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Befindlichkeitsstörungen bis hin zu Depressionen führen.
Für unser Nervensystem sind vor allem Omega-3-Fettsäuren mit Alpha-Linolensäure (zb. in Hanfsamenöl oder Leinsamenöl) von Bedeutung. Fettsäuren mit Gamma-Linolensäure beeinflussen positiv unseren Hormonhaushalt und reduzieren Stresshormone (enthalten zb. in Nachtkerzensamenöl oder Borretschsamenöl)
Anwendung und Wirkung fetter Pflanzenöle
Äußerliche Anwendung:
Empfohlen ist das sanfte und achtsame Einmassieren - ich erwärme die Pflanzenöle vor der Anwendung auch gerne. Einfach ein Gefäß mit dem gewünschten Pflanzenöl auf die Heizung stellen oder kurz im Wasserbad erwärmen. Es versteht sich von selbst, dass vorher die Temperatur getestet wird, am besten auf einer empfindlichen Stelle, wie dem Handgelenk! Das Öl sollte warm, aber nicht heiß werden!
Die fetten Pflanzenöle können einzeln angewendet werden oder untereinander gemischt werden, um ein Körperöl mit breiterem Wirkungsspektrum zu erhalten. Natürlich können zu diesem Zwecke auch ätherische Öle beigefügt werden.
Anwendungsbeispiele für die äußerliche Anwendung sind:
Teilkörper- oder Ganzkörpermassagen
Gesichtsöle für die tägliche Hautpflege
punktuelle Anwendung für Wund und Narbenpflege
Bäder (Vorsicht: fette Pflanzenöle können Dusche und Badewanne rutschig machen!)
eine warme Ölkompresse ist eine sanfte Möglichkeit um eine muskelentspannende, schmerzlindernde, entkrampfende oder schlaffördernde Wirkung zu erzielen. Einfach 1 EL Öl (und eventuell ätherische Öle) auf ein Baumwollvlies geben, mit 2 Mullkompressen abdecken und auf der angezielten Körperstelle fixieren. Ein warmer Thermofor verstärkt die Wirkung.
Innerliche Anwendung:
Fette Pflanzenöle sollten nur tröpfchenweise bzw. in einer Menge von etwa 1 TL pro Tag angewendet werden. Empfohlen ist eine kurmäßige Einnahme von etwa 5-6 Wochen.
Sie können aber auch sehr gut in Säfte, Salatdressings und Smoothies beigemischt werden - das Untermischen/"Unterschummeln" von fetten Pflanzenölen in Säften oder Smoothies ist auch bestens für Kinder und Jugendliche geeignet, die eine pure Einnahme ablehnen -hier reichen wirklich ein paar Tropfen.
Sie wirken innerlich je nach Öl, zum Beispiel hormonregulierend, entzündungshemmend, schleimhautpflegend und immunmodulierend und nervenstärkend.
Hier ein paar Beispiele für Vertreter fetter Pflanzenöle und deren Wirkung:
Anwendung äußerlich:
bei Venenproblemen (Krampfadern, Hämorrhoiden)
zur Wundheilung (vor allem bei vereiterten Wunden)
zur Narbenpflege
bei Furunkel
bei Entzündungen im Mundraum (zb. Apthen)
bei Fieberblasen (ganz stark in Kombination mit dem antiviralen ätherischen Öl der Zitronenmelisse)
bei rheumatischen Beschwerden
Anwendung äußerlich:
DAS fette Pflanzenöl zur Schmerzlinderung
bei Blutergüssen, Prellungen und Verstauchungen (hervorragend in Kombination mit dem ätherischen Öl der Immortelle)
bei rheumatischen Beschwerden
bei Entzündungen
zur Narbenpflege
Anwendung innerlich (3-4 Tropfen, kurmäßige Einnahme über etwa 3 Wochen)
bei Ängsten
bei Depressionen
bei Nervosität
Verdauungsbeschwerden
Anwendung äußerlich:
für Altenpflege
für Säuglingspflege
bei Ekzemen
zur Mundpflege bei Entzündungen
für Massagen
bei der täglichen Gesichtspflege von trockener Haut
Anwendung innerlich:
Appetitlosigkeit
Magenverstimmungen
Verstopfung
Vorsicht: bitte nicht mit Bittermandelöl verwechseln!! Die Haltbarkeit des Mandelöls ist zudem beschränkt.
Anwendung äußerlich:
Aufgrund seiner orangefarbenen Eigenfärbung wird Sanddornfruchtfleischöl eher nicht pur auf die Haut aufgetragen, auch wenn es sehr hautpflegend ist. Es ist ein sehr schleimhautpflegendes Öl.
für die tägliche Hautpflege (gemischt mit anderen Ölen/Fetten)
entzündungshemmend bei Zahnfleischentzündungen
im Mund und Rachenraum bei Apthen sowie Halsschmerzen und Heiserkeit
bei Entzündungen und gereizter Schleimhaut im Genitalbereich
bei Verbrennungen, Wunden und Ekzemen
Anwendung innerlich:
zur Unterstützung bei Strahlentherapie (innerlich während, äußerlich erst nach der Strahlentherapie anwenden)
zur Vorbereitung der Haut auf den Sommer (macht die Haut widerstandsfähiger gegen UV Strahlung)
bei Entzündungen im Magen-Darm Bereich (reguliert Schleimhäute)
Anwendung äußerlich:
bei Neurodermitis (am besten innerlich und äußerlich anwenden)
bei trockener Haut
bei juckender Haut
gegen Akne
bei Schuppenflechte
Anwendung innerlich:
zur Unterstützung gegen ADHS
bei hormonellen Disharmonien
bei Neurodermitis
bei Wechseljahrebeschwerden
beim Prämenstruellem Syndrom (PMS)
Dies sind nur ein paar Beispiele für das breite und wunderbare Wirkungsspektrum fetter Pflanzenöle. Damit Pflanzenöle aber auch wirklich gute Inhaltsstoffe haben und unserer Gesundheit dienlich sind, sollte man beim Kauf auf Qualität achten!
Das solltest du beim Kauf und bei der Anwendung beachten:
Qualität
Es sollten nur native Pflanzenöle aus 1. Kaltpressung gekauft werden, denn diese haben ein intensives Aroma und das volle Spektrum an gesundheits-fördernden Vitaminen und Fettsäuren. Nativ bedeutet naturbelassen und kaltgepresst. Je schonender der Rohstoff gepresst wird, umso mehr gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe bleiben im Öl erhalten. Bei der Kaltpressung erfolgt die Ölgewinnung rein mechanisch durch eine Ölpresse ohne externe Wärmezufuhr.
Ölen aus Bioanbau sollte der Vorzug gegeben werden, denn nur wenn die Rohstoffe biologisch angebaut sind, kannst du sicher sein, dass keine Pestizid-Rückstände im fertigen Pflanzenöl enthalten sind.
Hände weg von raffinierten Ölen. Öle werden raffiniert um diese länger haltbar zu machen. Das Rohöl wird bei der Raffination entschleimt, entsäuert, gebleicht und gedämpft. In solchen Ölen finden sich keine wertvollen Inhaltsstoffe mehr!
Vorsicht übrigens bei Hautpflegeprodukten, welche mit Mineralöl versetzt sind, Mineralöle werden aus Erdöl gewonnen und stehen im Verdacht erbgutverändernd und krebserregend zu sein. Sind sind zwar haltbarer als native Pflanzenöle, aber: sie unterstützen die Haut NICHT in ihren lebenswichtigen Aufgaben, sie fördern weder die Regeneration der Zellen, noch unterstützen sie das Immunsystem und sie sind auch keine Radikalfänger.
Haltbarkeit und Lagerung
Fette Pflanzenöle sind leicht verderbliche Ware und je mehr ungesättigte Fettsäuren ein Öl enthält, desto eher reagiert es mit Sauerstoff und wird ranzig. Man sollte deshalb immer nur kleine Mengen einkaufen,
Du kannst das Öl aus einer halbleeren Flasche in eine kleinere Flasche umfüllen, sodass das Öl möglichst wenig Sauerstoff in seiner direkten Umgebung vorfindet.
Eine andere Möglichkeit ist, angebrochenen Gefäße mit Glaskugeln "aufzufüllen“ um die Sauerstoffsäule möglichst klein zu halten.
Entscheidend für die Haltbarkeit ist zudem die Aufbewahrung in dunklen Flaschen.
Fette Pflanzenöle sollten möglichst dunkel und kühl aufbewahrt werden (Kühlschrank oder Keller).
Wenn du mehr über fette Pflanzenöle erfahren willst, dann kann ich dir dieses Buch von Tina Krupalija und Ingrid Karner empfehlen.
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