Lavendel, der Alleskönner unter den ätherischen Ölen
Wer an ätherische Öle denkt, denkt wahrscheinlich zuerst einmal an das Lavendelöl. Die Beliebtheit dieses Öls hat auch seinen Grund, denn durch das breite Wirkungsspektrum des Lavendelöls, kann es äußerst vielseitig eingesetzt werden. Es ist daher auch das beliebteste Öl in der Aromatherapie- und pflege. Es ist eines der wenigen Öle, die im Notfall bei kleinen Wunden auch pur auf der Haut verwendet werden dürfen,
Trotzdem gibt es beim Kauf und der Anwendung von Lavendelöl ein paar Sachen zu beachten, denn Lavendel ist nicht gleich Lavendel...
In diesem Porträt erfährst du alles, was du zum Lavendel wissen musst und wie und wofür du Lavendelöl am besten anwenden kannst.
Lavendel wird bereits seit Jahrtausenden vielfältig genutzt. Gegen schlechte Gerüche und bei Ausbrüchen von Epidemien war Lavendel bei vielen Völkern sehr beliebt und wurde mittels Waschungen, Räucherungen und als Lavendelwasser eingesetzt.
Durch die Wiederentdeckung der ätherischen Öle Anfang des 20.Jahrhunderts und vor allem auch durch den französischen Chemiker René-Maurice Gatefosse, der seinen Wundbrand durch Lavendelöl heilen konnte, ist das ätherische Öl des Lavendel beliebt, bekannt und vielfach untersucht.
Ich betone immer wieder, wie wichtig es ist, beim Kauf ätherischer Öle den lateinischen/botanischen Namen der jeweiligen Pflanze zu beachten, aus der das Öl gewonnen wurde, Am Beispiel des Lavendel wird deutlich wie wichtig dies ist, denn es gibt unterschiedliche Lavendelarten mit unterschiedlichem Wirkungsspektrum. Innerhalb der Gattung Lavendel gibt es fast 40 Arten. In der Aromatherapie kommen vor allem folgende Vertreter zum Einsatz:
Lavendel fein/echter Lavendel (Lavandula angustifolia Mill)
Der offizielle oder „echte“ Lavendel wächst in den höheren Lagen der Haute Provence. Lavendel fein ist für seine vielseitige Anwendung als Klassiker in der Aromatherapie bekannt. Er ist extrem hautfreundlich und kann sogar pur verwendet werden.
Lavandin (Lavandula x intermedia super)
Lavandin kennt man von den typischen Bildern der Lavendelfelder aus der Provence. Was als idyllisches Fotobild beliebt ist, hat auch seine Schattenseiten, denn die endlosen Felder des Lavandins werden als Monokulturen betrieben - als Folge dieser unökologischen Anbauweise gibt es beispielsweise ausgelaugte Böden und bakterielle Pflanzenkrankheiten.
Lavandin ist ein Hybrid entstanden durch eine Kreuzung vom echten Lavendel und dem Speiklavendel.. Der Lavandin hat im Gegensatz zum Lavendel fein einen relativ hohen Anteil an Kampfer und wirkt dadurch eher anregend und nicht beruhigend. Er ist kontraindiziert bei Säuglingen und Menschen mit hohem Blutdruck.
Speiklavendel (Lavandula latifolia Medik.)
Der Speiklavendel ist durch seine Inhlatstoffe Campher und 1,8 Cineol anregend und belebend. Da der Kampfergehalt stark schwanken kann, sollte man bei der Anwendung bei Schwangeren, Säuglingen und Kleinkindern eher vorsichtig sein. Er wirkt stark antiviral und antiinfektiös.
Schopflavendel (Lavandula stoechas L.)
Dieser Lavendel hat einen sehr hohen Gehalt an Monoterpenketonen und kann zu nicht unerheblichen Nebenwirkungen führen. Monoterpenketone können neurotoxisch und abortiv wirken und sollte deshalb nur von erfahrenen Aromafachleuten verwendet werden bzw. nur akut in einer 1 % Verdünnung zum Einsatz kommen.
Da der Lavendel fein von den hier erwähnten Arten am verträglichsten ist und auch bei Kindern, Schwangeren und alten Menschen gut eingesetzt werden kann, werde ich im Folgenden auf diese Lavendelart Bezug nehmen...
Wirkweisen und Anwendungen des Lavendel fein:
Die Hauptinhaltsstoffe des Lavendel fein sind Ester (va.Linlylacetat) und Monoterpenole (Linalool) - diese machen das Lavendelöl zu einem sehr gut verträglichen Öl, sowohl für die körperliche als auch für die psychische Anwendung.
Wie bereits erwähnt, ist Lavendel das ätherische Öl mit einem enorm breiten Wirkungsspektrum und daher vielseitig einsetzbar. Es wirkt :
antibakteriell
antiviral
antimykotisch
wundheilend
hautpflegend
blutdrucksenkend
entzündungshemmend
schmerzlindernd
krampflösend
entstauend auf das Lymphsystem
schlaffördernd
ausgleichend auf das zentrale Nervensystem
beruhigend, angstlösend
anregend bei Erschöpfung
Lavendel fein pur aufgetragen ist das beste Erste Hilfe Öl bei Verbrennungen und Verbrühungen und kann auch bei kleineren Wunden verwendet werden. Bitte hier beachten, ein frisches Lavendelöl zu verwenden. der Hauptinhaltsstoff Linalool kann bei falscher Lagerung (zu warm, zu hell, zu oft geöffnet) oxidieren und kann dann hautreizend wirken.
Die Gesamtheit der Inhaltsstoffe wirkt regulierend auf zahlreiche Neurotransmitter, besonders auf Serotonin. Dadurch ist Lavendel ein guter Begleiter bei akuten und chronischen Schmerzen, depressiven Verstimmungen und Ängsten.
Lavendelöl ist vor allem für seine schlaffördernde Wirkung bekannt und beliebt. Hier gilt aber: wenn Lavendel zu hoch dosiert wird, dann kann er anregend und nicht beruhigend wirken. Also Vorsicht, bei der Dosierung!
Wer den Geruch von Lavendel nicht mag, kann als Alternative die Bergamottminze zur Schlafförderung nehmen.
Auf der seelischen Ebene hilft uns der Lavendel Entscheidungen zu treffen -
er klärt und stärkt, sodass wir unsere Unentschlossenheit abbauen können. Er hilft uns den richtigen Weg zu finden und uns zu sortieren. Klarheit und Entscheidung zugunsten der Erneuerung des Lebens ist die Pflanzenbotschaft des Lavendels.
Lavendel wissenschaftlich untersucht:
Linalool, Hauptinhaltsstoff des Lavendelöls, ist mehrfach wissenschaftlich untersucht worden. Auch das darin enthaltene Linalylacetat ist vor allem für seine angstlösende Wirkung wissenschaftlich belegt.
Die beruhigende Wirkung von Lavendelöl ist inzwischen gut wissenschaftlich dokumentiert, 2010 wurde das erfolgreiche Medikament namens Lasea auf dem deutschen Markt eingeführt, Diese Kapseln wurden mit dem bekannten und zu starken Nebenwirkungen führenden Benzodiazepin Lorazepam verglichen. In der Studie wurde belegt, dass die Lasea Kapseln genau so gut bei Angststörungen helfen können und dazu noch zu einem verbesserten Schlaf beitragen. In diesem Beitrag von Eliane Zimmermann könnt ihr mehr zu den Lasea Kapseln erfahren.
Es gibt mittlerweile viele randomisierte Studien zum Lavendel zwecks Schmerzlinderung, Schlafförderung und Angstmilderung.
Die krampflösende Wirkung des Lavendelöls bei Menstruationsbeschwerden wurde in einer Studie* mit 100 Teilnehmerinnen untersucht, welche eine tägliche Aromabaucheinreibung erhielten. Durch die Massage mit ätherischen Ölen konnte sowohl die Schmerzintensität, als auch die Dauer der Schmerzen reduziert werden.
Ich empfehle bei Mischungen gegen Menstruationsbeschwerden neben dem Lavendel fein, auch die krampflösende rote Mandarine oder den Majoran beizumischen,
Lavendelhydrolat
bei der Destillation für die Gewinnung des ätherischen Öls entsteht als Nebenprodukt das Lavendelhydrolat. Es wirkt äußerlich angewendet hauttonisierend- und stärkend und innerlich eingenommen antibakteriell, besonders bei Fehlbesiedlungen des Darms.
Es kann als Gesichtswasser für jeden Hauttyp verwendet werden. Zudem wirkt es wunderbar bei Sonnenbrand, Verletzungen, Verbrennungen und leichten Wunden, sowie bei diversen Insektenbissen und Stichen.
Bitte beachte beim Kauf und der Lagerung von Lavendelöl:
Bitte verwende den echten Lavendel/Lavendel fein mit dem botanischen Namen Lavendula angustifolia, denn dieser ist unbedenklich einzusetzen. Am besten du achtest auch auf Bio Qualität, denn ätherische Öle gelangen ins unser Lymphsystem und unseren Blutkreislauf und sollten daher von guter Qualität sein. Echter Lavendel wird gerne mit dem Lavandin gestreckt. Daher bitte (wie bei allen anderen ätherischen Ölen auch) bei der Etikette auf die Aufschrift 100% naturreine Öle achten!
Lavendelöl gering dosiert ist beruhigend und schlaffördernd. Deshalb, wie immer eine maximale Anwendung von 3 % - für beruhigende, schlaffördernde Körperöle und Einreibungen bewähren sich 2 % Mischungen (also zb. für eine 50 ml Mischung mit einem fetten Pflanzenöl, 20 Tropfen ätherisches Lavendelöl beimischen)
Wie alle ätherischen Öle sollte auch Lavendelöl dunkel, trocken und in einer Dunkelglasflasche aufbewahrt werden. Für eine pure Anwendung auf der Haut, bitte immer frisches Lavendelöl (nicht älter als 1 Jahr) verwenden. Ansonsten hat Lavendelöl eine Haltbarkeit von 2-3 Jahren.
*The effect of aromatherapy abdominal massage on alleviating menstrual pain in nursing students: a prospective randomized cross-over study. Evid Based Complement Alternat Med 2013
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