Wie unser Geruchssinn mit unseren Emotionen zusammenhängt und wie wir Einfluss darauf nehmen können.
Der Geruchssinn ist der älteste Sinn und direkt mit dem limbischen System verbunden, dem Teil des Gehirns, in denen Gefühle entstehen.
Wir alle kennen, wie stark Gerüche aus unserer Kindheit mit Emotionen verbunden sind - ein kurzer Geruchsimpuls und schon werden Erinnerungen und die damit verbundenen Gefühle aktiviert, sowohl die positiven als auch die negativen Emotionen.
Durch die Anwendung ätherischer Öle können wir direkten Einfluss auf das limbische System nehmen, um zum Beispiel eine entspannende, stimmungsaufhellende oder angstlösende Wirkung zu erreichen. Je nach verwendetem Öl/Duftreiz werden bestimmte Stoffe (Neurotransmitter) freigesetzt, die unser Gefühlsempfinden beeinflussen.
In diesem Beitrag erkläre ich dir:
Wie Düfte in Emotionen umgewandelt werden
Wie wir unsere Emotionen durch ätherische Öle beeinflussen können
Konkrete Anwendungsmöglichkeiten für die Psyche
Ätherische Öle sind hochkonzentrierte Stoffe, die sowohl körperlich, als auch psychisch wirken. Sie haben den Vorteil, dass sie immer ganzheitlich wirken - selbst wenn wir ein ätherisches Öl für ein körperliches Leiden einsetzen, atmen wir dabei auch immer die jeweiligen Duftmoleküle des Öles ein und erhalten dadurch auch eine psychische Wirkung,
Ätherische Öle können uns in einer Vielzahl von psychischen Beschwerden unterstützen. Sie helfen uns zum Beispiel bei:
Schlafstörungen
Nervosität und Unruhe
Stress
Angst
Depressiven Verstimmungen und Stimmungsschwankungen
Antriebslosigkeit
Konzentrationsschwäche
Gedächtnisstörungen und Demenz
Aggression und Reizbarkeit
Sie können uns also vom Kindesalter bis ins hohe Alter (in der Alterspflege) ausgleichend unterstützen.
Wie Düfte in Emotionen umgewandelt werden:
Das olfaktorische System, das Haupt-Riechsystem, funktioniert ganz vereinfacht dargestellt so: Duftmoleküle, die wir einatmen gelangen durch die Nasenschleimhaut auf die Riechschleimhaut, welche sich am oberen Ende der Nasenhöhle befindet. Dort sitzen Millionen von Riechneuronen, welche die jeweiligen Duftstoffe wahrnehmen. Das Duftmolekül welches wir einatmen, dockt sich an die Riechrezeptoren des Riechneurons an und löst ein elektrisches Signal im Gehirn aus. Dieses Signal wird über lange Fortsätze der Riechzellen (Axone) ans Gehirn weitergeleitet. Diese Axone führen durch das Siebbein direkt in den Riechkolben. Aus den Riechkolben werden Nervenimpulse wiederum an das Riechhirn weitergeleitet. Dort werden sie verrechnet, gebündelt und weiter geschickt. Einer der Informationswege führt von dort direkt ins Limbische System, dem Sitz der Emotionen, dieses erzeugt sofort über die eintreffende Duftinformation ein Gefühl.
Das limbische System ist neben dem Sitz von Gefühlen, auch für unser Gedächtnis, unsere Kreativität, und zur Regulierung des vegetativen/autonomen Nervensystems zuständig, welches selbstständige Funktionen wie das Atmen, den Herzschlag und die Verdauung steuert.
All diese Funktionen werden direkt vom Geruch beeinflusst, das heißt bevor wir bewusst einen Duft wahrnehmen, hat er uns bereits auf der unbewussten Ebene berührt und unsere Körperfunktionen wie zb. den Puls und den Blutdruck beeinflusst.
Genau diesen Prozess können wir uns durch die gezielte aromatherapeutische Anwendung zunutze machen, um unsere Psyche zu stärken und um negative Emotionen auszugleichen.
Wie wir unsere Emotionen durch ätherische Öle beeinflussen können:
Die Erfahrung von Düften und die damit verbundenen Emotionen sind sehr individuell. Jeder Mensch hat unterschiedliche Prägungen und Erinnerungen, die eng mit dem Geruchssinn verbunden sind. Ein Mensch, der bei Lavendelgeruch an seine Großmutter denken muss, mit der er schlechte Kindheitserinnerungen verbindet, wird beim Geruch von Lavendel sich nicht wohlfühlen und in eine Entspannung kommen. Für einen solchen Menschen muss dann ein anderes entspannendes Öl verwendet werden.
Neben den persönlich geprägten Dufterfahrungen gibt es aber auch allgemein gültige Wirkungsweisen von ätherischen Ölen in Bezug auf die Ausschüttung von Botenstoffen (Neurotransmitter) Hier nur ein paar Beispiele:
Endorphine, die man auch "Glückshormone" nennt, wirken euphorisierend auf unsere Psyche. Ylang-Ylang, Muskatellersalbei und z.b. Patchouli fördern die Ausschüttung von Endorphinen.
Encephaline fördern Lebensfreude und gleichen Stimmungsschwankungen aus. Düfte, welche diese Ausschüttung anregen sind unter anderem Grapefruit, Rose, Rosengeranie und Muskatellersalbei.
Noradrenalin macht munter und aktiv. Öle der Wacholderbeere, des Rosmarins und des Lemongrass unterstützen die Noradrenalin Ausschüttung.
Serotonin brauchen wir für Ruhe, Entspannung und allgemein für eine ausgleichende Wirkung. Hier helfen die ätherischen Öle der römischen Kamille und des Majorans, sowie der Einsatz von Neroli.
Wie gesagt ist der individuelle Zugang zu einem Duft immer ausschlaggebend für die richtige Wahl, um die Psyche zu unterstützen. Nach "Schema F" vorzugehen ist hier einfach kontraproduktiv. Dennoch gibt es natürlich aufgrund der Biochemie/der Zusammensetzung der Inhaltsstoffe bestimmte Öle, die eher anregend oder beruhigend oder ausgleichend wirken. Hier mal ein grober Überblick, damit du für dich leichter das passende Öl finden kannst:
Zitrusöle:
Zitrusöle sind aufgrund ihres hohen Monoterpengehalts eher anregend und aktivierend.
Sie sind gut zur Konzentrationssteigerung einzusetzen (hier sei vor allem die Zitrone erwähnt) Sie sind aber auch sehr effektive Helfer zur Stimmungsaufhellung. Die Bergamotte zb. ist der "Lichtbringer" der ätherischen Öle und hilft gut in der dunklen Winterzeit die Psyche etwas "aufzuhellen".
Die Orange und Mandarine wirkt in hohen Dosierungen anregend, in geringen Dosierungen entspannend und angstlösend. Das ätherische Öl der süßen Orange und der roten Mandarine wird auch sehr gut von Kindern akzeptiert und kann ein Gefühl der Geborgenheit und Entspannung herbeiführen.
Vorsicht: bei der Anwendung auf der Haut bitte immer gut verdünnen, da Zitrusöle hautreizend wirken können! Auch das Sonnenbaden ist bei der Anwendung mancher Zitrusöle nicht zu empfehlen.
Waldöle/ätherische Öle aus Nadelbäumen
Wie ja mittlerweile gut bekannt ist, ist Waldbaden sehr gut für die Gesundheit und die Psyche. Der Grund unter anderem hierfür ist, die meisten "Waldmoleküle" sind Terpene, welche eine beruhigende und stimmungsaufhellende Wirkung auf uns haben. Viele ätherische Öle aus Bäumen können uns zu mehr Stabilität verhelfen, wenn wir uns unruhig und verloren fühlen. Vor allem die Zirbe, die Atlaszeder und die Balsamtanne sind hier die richtige Wahl.
Die sibirische Tanne wirkt stark beruhigend und ausgleichend bei Stress.
Ätherische Öle der Weißtanne und der Kiefer hingegen wirken belebend und stärkend.
Blumig duftende Öle
Ätherische Öle aus Blüten wirken stark ausgleichend und harmonisierend. Sie können gut bei Stress, Aggression, mangelnder Selbstliebe oder Angst eingesetzt werden.
Ein gutes Beispiel hier ist das Neroliöl, das Öl der Orangenblüte. Es hat eine stark angstlösende und beruhigende Wirkung und hilft gut im Notfall
und zur Aufarbeitung von Schocks. Neroli kann auch ein guter Helfer bei Prüfungsangst sein. Neroliöl ist wie andere Blütenöle auch, sehr intensiv - bei der Anwendung reichen hohe Verdünnungen.
Eine stark ausgleichende Wirkung besitzt die Rosengeranie, diese Duftgeranie stammt aus Südafrika, wächst aber auch in den Gärten Europas. Es ist ein sehr komplexes Öl mit mehr als 200 Inhaltsstoffen. Rosengeranie wirkt harmonisierend auf die Botenstoffe des Gehirns und reguliert Stresshormone.
Ylang Ylang wirkt aufgrund des hohen Gehalts an Sesquiterpenen und Estern stark beruhigend und ausgleichend, ist aber auch für seine aphrodisierende Wirkung bekannt. Bei dem Geruch von Ylang,Ylang scheiden sich die Geister, die einen lieben es, die anderen finden den Geruch zu intensiv. Unterscheiden muss man hier zwischen Ylang Ylang extra und komplett - für die psychische Stütze ist vor allem das Ylang Ylang komplett zu empfehlen.
Die römische Kamille (bitte nicht zu verwechseln mit der echten/blauen Kamille, welche eher für körperliche Wirkweisen eingesetzt wird) ist ebenfalls ein wichtiges Öl für die aromatherapeutische Unterstützung der Psyche. Sie besitzt eine stark entspannende Wirkung auf unsere Psyche und das zentrale Nervensystem. Die römische Kamille kann uns helfen, unsere Psyche wieder "aufzurichten" und innerlich stärker zu werden - sie ist daher sehr gut bei unsicheren Menschen oder Mobbingopfern einzusetzen. Die römische Kamille hilft auch gut in Massagemischungen für Kinder, die unter psychischen Bauchschmerzen leiden. Es wirkt bemutternd (Mutterkraut) und beschützend.
Die römische Kamille ist ein hochpreisiges Öl, das aber schon in geringer Dosierung sehr gut hilft.
Wurzel- und Holzöle zur Erdung
Für Menschen, die gerne "abheben" und die Erdung verlieren, können ätherische Öle die aus Hölzern und Wurzeln gewonnen werden helfen.
Das herb-grasig-holzig duftende Öl der Angelikawurzel ist als "Kraftöl“ bekannt. Es stärkt sowohl körperlich als auch psychisch, wenn sich jemand kraftlos oder ängstlich fühlt (wenn man das Gefühl hat von Dingen überwältigt zu sein) Es erdet kopflastige Menschen, die oft mit ihren Gedanken "abheben". Es gibt Mut und Zuversicht.
Auch das ätherische Öl der Atlaszeder ist kräftigend und aufbauend. Es wird im Gegensatz zu vielen anderen Nadelgewächsen nicht aus den Nadeln, sondern aus dem Holz gewonnen. Es schenkt uns Selbstvertrauen und hilft neue, unbekannte Wege mutig zu gehen. es wirkt beruhigend, angstlösend und harmonisierend. Es hilft uns zu erden und im "Hier und Jetzt" zu bleiben. Atlaszeder wirkt auch wunderbar bei Schlafstörungen.
Vorsicht: In der Aromatherapie wird das echte Zedernholzöl der Atlaszeder (cedrus atlantica) verwendet - bitte nicht mit dem Öl der Konifere verwechseln, welches manchmal fälschlicherweise als Zedernöl verkauft wird!
Das ätherische Öl der Vetiver wird aus den Wurzeln des Grasgewächs vetiveria zizanioides gewonnen. es ist ein extrem lang haltbares Öl, dessen Geruch sich mit zunehmender Reifung verfeinert. Das Alter ist also ein Qualitätskriterium bei Vetiver.
Der ungewöhnliche, etwas muffige Duft wird entweder geliebt oder abgelehnt - Vetiver eignet sich jedenfalls sehr gut
für Mischungen. Wie alle Wurzelöle hat es eine stark erdende Wirkung. Es hilft uns Schutzmauern abzubauen und Gefühle wieder zu leben ohne Angst vor Verletzungen.
Anwendung ätherischer Öle für die Psyche
Wichtig ist das tiefe und bewusste Einatmen der jeweiligen ätherischen Öle bzw. der jeweiligen Mischung! Einmal kurz an einem Öl zu schnuppern wird nicht die gewünschte Wirkung erzielen.
Schließe die Augen, atme tief den Duft für mehrere Minuten ein, halte inne und fühle, was der Duft in dir bewirkt. Welche Gefühle, Erinnerungen kommen dadurch hervor?
Hierfür gibt es natürlich verschiedene Methoden:
Trockeninhalation:
Mit Taschentuch
1-2 Tropfen des jeweiligen Öls auf ein Taschentuch geben und tief einatmen.
Mit Riechstift
Ein Inhalierstift/Riechstift ist eine sehr einfache Möglichkeit ätherische Öle über die Nase aufzunehmen. Es gibt ihn in verschiedenen Materialien (Plastik, Metall, Glas) Besser sind natürlich wiederbefüllbare Stifte.
Der dazugehörige Baumwollstick wird mit etwa 10 Tropfen des gewünschten Öls beträufelt, dann wird der Stift gut verschlossen. Mehrmals an dem Stift riechen - wichtig ist auch hier das tiefe, bewusste Einatmen. Achtung: bei den Stiften braucht man unterschiedliche Dosierung - bei den Plastikstiften reichen die 10Tropfen - bei manchen Metallstiften würde ich die doppelte Menge nehmen...Der Duft sollte gut wahrnehmbar sein ohne zu reizen.
Raumbeduftung:
Diffuser und Aromalampe
Hier gibt es ganz verschieden Modelle. Die Funktionsweise ist dabei sehr unterschiedlich – mittels Ventilator, Erwärmung, Warm- oder Kaltdiffusion oder Ultraschall-Vernebelung werden die Düfte effektiv in den Raum gebracht.
Bei der Aromalampe werden mittels eines Teelichts die ätherischen Öle im Raum verteilt. Wichtig ist, dass du eine Aromalampe verwendest, bei der die ätherischen Öle nicht verbrennen - das zerstört wertvolle Inhaltsstoffe und es ist mühsam angebrannte Rückstände wieder zu entfernen. Deshalb sollten die Aromalampen eine Art Abzug für einen Kamineffekt haben.
Bei einem Vernebler/Diffuser sollten je nach Raumgröße etwa 5-10 Tropfen verwendet werden. Bei Aromalampen reichen etwa 3-4 Tropfen.
Die Wahl der Dosierung hängt natürlich auch vom jeweiligen Öl ab. Ein Orangenöl ist im Duft milder als zb. ein Pfefferminz- oder Eukalyptusöl.
Der Duft sollte merkbar, aber nicht zu stark sein. Von einer Dauerbeduftung ist abzuraten. Vorsicht: auch wenn unser Hirn nach einiger Zeit den Duft nicht mehr bewusst wahrnimmt, ist er doch da. Zwischen den Beduftungszeiten auch immer wieder Pausen einlegen. Ich empfehle nicht länger als maximal 2 Stunden durchgehend Diffuser oder Aromalampe zu verwenden.
Raumspray
30-40 Tropfen der ätherischen Öle werden mit 100 ml Trägerflüssigkeit gemischt (entweder Hydrolat und/oder Alkohol - mit Hydrolat ist der Spray natürlich geringer haltbar als mit Alkohol. Ich bevorzuge trotzdem diese Variante, weil ich einfach den Geruch von Alkohol nicht mag) Wenn der Raumspray nicht regelmäßig in Verwendung ist und ein Hydrolat benutzt wird, würde ich auf eine kleinere Charge wechseln (zb. 50 ml) da hier natürlich die Haltbarkeit eingeschränkt ist.
Da sich ätherische Öle nicht mit Wasser mischen, muss der Spray vor Gebrauch immer gut geschüttelt werden.
Bäder:
Ätherische Öle sind nicht wasserlöslich und müssen daher für die Anwendung von Bädern mit einem Emulgator vermischt werden.
Fussbad
etwa 3-4 Tropfen mit 1 EL Honig, oder 20 g Salz oder 20 ml Milch mischen und dann mit Wasser in der Fußwanne aufgießen.
Vollbad
etwa 10-15 Tropfen ätherisches Öl mit 4 EL Honig oder 50 g Salz oder 50 ml Milch mischen und dann mit dem Badewasser auffüllen.
Roll-on:
Der Vorteil eines Roll-Ons ist, er ist schnell gemacht, man kann ihn leicht überall mitnehmen und anwenden. Für ein Roll-On wird ein ätherisches Öl mit einem Trägeröl/fetten Pflanzenöl in einer Dosierung von 5 - 10% gemischt. Am besten man nimmt als Trägeröl ein duftneutrales Öl, wie zum Beispiel Jojobaöl (Jojobaöl hat auch den Vorteil, nicht ranzig zu werden)
Der Roll-On wird dann punktuell zb. aufs Handgelenk oder hinter den Ohren oder in die Handflächen gerollt - auch hier gilt natürlich das mehrmalige bewusste Einatmen über mehrere Minuten.
Willst du mehr über ätherische Öle für die Psyche erfahren?
Dann empfehle ich dir das Buch "Aromatherapie für die Seele: Mit natürlichen Düften das eigene Selbst entfalten" von Diana Zenz und "Der Geist aus der Flasche: Ätherische Öle im psycho-aromatherapeuthischen Vergleich" von Sandra Ananda, sowie das Buch "Riechen und Fühlen: Wie Geruchssinn, Ängste und Depressionen zusammenspielen" von Eva Heuberger/Iris Stappen/Regula Rudolf von Rohr.
Ebenso empfehle ich dir bei Christine Lamontains´Duftgespräch reinzuschauen - hier erfährst du Interessantes zur Duftkommunikation.
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